Ich
hole den schwarzen Miata an einem kühlen Tag im
Juni 2002 beim Vermieter in San Francisco ab,
lasse das Dach vorerst zu und habe natürlich
gleich mehrfach Gelegenheit, mit dem noch
ungewohnten Wagen "Anfahren am Berg" zu
üben.
Auch der nächste Morgen beginnt wolkig und
kühl, aber es sieht nach Besserung aus. Also
einen Pulli übergezogen und das Verdeck
geöffnet. Um es vorwegzunehmen: während der
nächsten drei Wochen muss es nur selten wieder
geschlossen werden.
Kaum habe ich die Golden Gate Bridge überquert,
verziehen sich die Wolken, und sofort wird es
erstaunlich warm - ganz so, wie man es von den
kuriosen Wetterverhältnissen der San Francisco
Bay erwarten darf. |
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Ich habe mir vorgenommen, die Küste
entlang bis hinauf zur kanadischen Grenze zu
fahren, aber natürlich nicht jeden Tag nur
hinter dem Steuer zu verbringen. Die erste Pause,
kaum daß ich unterwegs bin, ist bei den riesigen
Redwoods des Muir Woods Nationalparks.
Dann geht es auf den Highway 1. Dessen Lob ist
schon oft genug gesungen worden, wenn auch meist
die Strecke südlich von San Francisco gemeint
ist. Die bin ich vor zehn Jahren einmal gefahren
und kann nun sagen, dass der Nordteil dem Süden
nicht nachsteht.
Es geht gleich zur Sache, mit engen Kurven windet
sich die Straße hoch über dem Meer die Küste
entlang. Das gibt Gelegenheit, zum ersten Mal die
Wendigkeit des Miata zu testen. Von Experimenten
ist hier jedoch abzuraten; die Straße ist so
trassiert, dass sie nicht jede falsch
eingeschätzte Kurve verzeiht. |
Rast am Highway 1 |
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Am Pazifik nördlich von Fort Bragg |
Es
braucht etwas Zeit, um sich auf den Kleinen
einzustellen. Die Direktheit der Lenkung ist
anfangs frappierend. Mein vorheriger Mietwagen,
den ich erst wenige Tage zuvor zurückgegeben
hatte, war ein Ford Mustang mit Automatikgetriebe
gewesen. Einen Miata fährt man natürlich
anders.
Auch das völlig andere Sitzgefühl und die Enge
verlangen Anpassung. Im Frühjahr hatte ich auf
der New York Motor Show in einem aktuellen
Sondermodell probegesessen und war geradezu
entsetzt gewesen über die unmögliche
Sitzposition. Aber das muss wohl in der
Hauptsache an dem Ledergestühl gelegen haben,
denn in den Mietwagen, dessen Stoffsitze nach
zweieinhalb Jahren und fünfzigtausend Meilen
wohl auch nicht mehr so straff wie zu Beginn
sind, passe ich mit meinen 190cm leidlich gut
hinein.
Sehr eng geht es im Fußraum zu. Meine
(Teva-)Sandalen - Größe 47 - sind zum Fahren
nicht zu gebrauchen: Stelle ich den linken Fuß
auf die Fußstütze, drückt die Sohle auch auf
das Kupplungspedal, setze ich ihn auf dem Boden
ab, ist das Knie zwischen Lenkrad und Türgriff
eingeklemmt. Nun fahre ich im Sommer ohnehin gern
barfuß, so dass das nicht kompatible Schuhwerk
kein Problem ist, aber dennoch kann ich nur in
den Seufzer der "Riesen" einstimmen:
Hätten die Konstrukteure nicht etwas mehr Platz
im Innenraum lassen können? |
Fast ein Suchbild (wo ist der
Miata?):
Straße durch die Redwoods |
Sicherlich
folgt auch auf dem Highway 1 nicht ein
landschaftlicher Höhepunkt auf den nächsten.
Aber vor allem wegen der Vielfalt der Eindrücke
ist er ohne Einschränkung zu empfehlen. Er ist
natürlich kein Geheimtip. Deshalb ist die
Wahrscheinlichkeit groß, dass man einige Zeit in
einer Kolonne hinter einem der unförmigen
US-Wohnmobile herzuckeln muss.
Nicht auf ihrer gesamten Länge verläuft diese
Straße direkt an der Küste - das trägt zur
Vielfalt bei, und schließlich kann man sich
selbst an dem immer wieder wechselnden Ausblick
aufs Meer einmal sattsehen. Abgesehen
von dem überwältigenden "ersten
Eindruck" sind mir zwei Teilstrecken
besonders gut in Erinnerung geblieben: einmal die
zunächst landeinwärts verlaufende in der Nähe
von Point Reyes bis nördlich der Mündung des
Russian River - hier ließ sich übrigens direkt
vom Straßenrand aus eine Kolonie Seehunde
beobachten - und der abschließende Streckenteil
nördlich von Fort Bragg, wo der Highway 1 zum
letzten Mal direkt am Wasser verläuft, ehe er
sich in eine kurvenreiche Paßstraße durch
dichten Wald verwandelt - wegen des starken
Hell-Dunkel-Kontrasts bei Sonne nicht leicht zu
fahren - und auf den Highway 101 einmündet.
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Parkplatz am Pazifik |
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Dieser
ist um einiges stärker befahren und zum Teil
autobahnähnlich ausgebaut - also kann hier nur
eine Devise gelten: runter. Manchmal läßt sich
auf die frühere, nicht ausgebaute Trasse
ausweichen, und für den anschließenden
Redwood-Nationalpark ist eigens eine
Ausweichroute ausgeschildert. Sie führt immer
wieder durch Haine von Baumriesen, die
unmittelbar neben dem Asphalt aufragen. Auch dies
ist eine Gegend, die man nicht nur sitzend
genießen sollte - auch mit offenem Verdeck ist
eine Landschaft zu durchfahren nicht
gleichbedeutend damit, sie zu erfahren.
Von dieser schon schmalen Straße zweigt eine
noch schmalere ab, die sich zum Teil einspurig
durch den Rockefeller Forest schlängelt. Es ist
der Anfang einer Strecke, die als "The
Wildcat" bezeichnet wird. Ich weiß zwar
nicht, wovon sich der Name ableitet, aber sie
macht ihm alle Ehre. Nachdem das Reich der
Redwoods verlassen ist, geht es durch lichten
Wald und Buschwerk steil bergauf, etwas holprig
und mit engen Kurven, (in denen einem trotz der
Abgeschiedenheit der Gegend in der Regel dann ein
eiliger Pickup begegnet, wenn man nicht damit
rechnet). Pures Miata-Terrain. |
Auf zum nächsten Waldbrand:
Feuerwehr im Einsatz auf der "Wildcat" |
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Genauso
steil geht es wieder bergab bis zu einem Ort mit
dem poetischen Namen Honeydew, der im
wesentlichen aus einem General Store besteht, der
das Kommunikationszentrum der Gegend zu sein
scheint. Die Straße führt weiter in Richtung
Westen, bis die Luft auf einmal deutlich kälter
wird: Man spürt den Ozean, ehe man ihn sieht.
Ein paar Minuten geht es die einsame Küste
entlang, ehe sich die Straße wieder den Hügeln
zuwendet, die hier aber nur noch wenig bewachsen
sind; das macht auch die Kurven übersichtlicher.
Ferndale, das sich seiner viktorianischen Bauten
rühmt und dessen lokales Wochenblatt (immerhin
im 124. Jahrgang) gerade mit dem über die ganze
Breite gehenden Zweizeiler "Council budgets
zero for public restrooms; merchants plead to
keep them flushing" aufmacht, ist ein guter
Abschluß dieser Etappe.
Für gutes Essen und gemütliche Unterkunft ist
gleichermaßen gesorgt. Ich parke den schwarzen
Miata hinter einem weißen, etwas älteren
Artgenossen. |
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Der
nächste Tag beginnt, wie es sich für die Gegend
gehört, mit einem Erdbeben der Stärke 5,3 -
etwas heftiger, als man es aus der Heimat kennt.
Es geht wieder zurück auf den Highway 101.
Leider wird es immer trüber und fängt am
Nachmittag an zu regnen. Aber durch den nächsten
Redwood-Park kann ich auch trotz des anfangs noch
leichten Regens das Dach offen lassen; es findet
sich eine Ausweichroute, die wie durch einen
grünen Tunnel führt.
Auch später nutzte ich jede Gelegenheit, von der
Hauptstraße abzubiegen, etwa über die
Seven-Devils-Road nördlich von Bandon und den
Three Capes Scenic Byway zwischen Pacific City
und Tillamook.
An dieser Stelle ein Wort zu den Karten. Ich habe
drei Atlanten von DeLorme dabei, die jeweils
einen ganzen (im Falle Kaliforniens nur den
halben) Bundesstaat abdecken. Der Maßstab ist
1:150000, so dass so ziemlich jeder bessere
Feldweg zu erkennen ist. Wie sich später zeigt,
lassen sich aus den Karten leider keine
zuverlässigen Schlüsse auf den Straßenzustand
ziehen. Aber um die in der Regel unbeschilderten
Ausweichrouten überhaupt zu identifizieren sind
sie unentbehrlich. |
Den besten Platz hat die Konkurrenz
schon besetzt: Victorian Inn in Ferndale |
Die
Küste Oregons zeigt sich in ihrer ganzen
Vielfalt, Kliffs und Dünen wechseln sich ab. In
Winchester Bay laufe ich anderthalb Stunden an
einem wunderschönen Strand und begegne dabei
weniger als zehn Menschen. Weitaus mehr sind
etwas weiter entfernt damit beschäftigt, mit
wildgewordenen Rasenmähern (ATVs - All Terrain
Vehicles) die Dünen zu zerpflügen.
Eine weitere Flucht von dem hier immer noch stark
befahrenen und für Roadster-Zwecke viel zu gut
ausgebauten Highway 101 führt mich hinter Bay
City auf die recht nette, aber nicht weiter
bemerkswerte Miami River Road und dann den
Highway 53, dessen Trassierung ganz
offensichtlich auf die Zeit vor der Erfindung der
Planierraupe zurückgeht. Das kann mir nur recht
sein. In Astoria führt eine lange Brücke über
die breite Mündung des Columbia River, der hier
Oregon und Washington trennt. |
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Am Hoh River im Olympic National
Park |
Ich kürze die Strecke etwas ab via
Highway 401 und 4, wo weniger los zu sein
scheint; zur Strafe hänge ich eine Weile hinter
einem der Holztransporter, die hier das
Hauptkontingent der Lastwagen stellen. Später
stoße ich wieder auf die Stammstrecke, die sich
nun zusehends von bewohnten Gegenden entfernt und
auch zum Fahren wieder reizvoller wird.
Zum letzten Mal geht es die pazifische Küste
entlang, aber nur ab und zu läßt der Wald einen
Blick auf das Meer zu. Hier in der Nordwestecke
des Bundesstaats Washington gibt es den Olympic
National Park, der für Autofahrer fast
unzugänglich ist. Eine Stichstraße führt zum
Hoh Rain Forest. Sie zu fahren lohnt sich nicht
unbedingt wegen der Straße, die zwar
abwechslungsreich, aber mit 25 bis 45 Meilen
Geschwindigkeitsbegrenzung ausgeschildert ist,
sondern wegen des interessanten Regenwalds (hier
fallen im Jahr bis zu vier Meter Niederschlag).
Hinter Forks biege ich erst nach Norden auf den
Highway 13 ab - der nichts Besonderes bietet -,
dann nach Osten auf den Highway 12, der wiederum
sehr gut zu fahren ist: gute Straßendecke und
anfangs sehr kurvenreich. |
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Der Yakima-Canyon |
Ich
bleibe einen Tag in der Gegend, in Port Angeles
und Port Townsend, dann geht es wieder gen Süden
und damit sozusagen auf die Heimreise.
Eine zwanzigminütige Fahrt mit der Fähre über
den Puget Sound bringt mich in die nördlichen
Vororte von Seattle - eine Stadt, die einen
Besuch allemal lohnt, aber ich habe momentan
keine Lust auf Großstadt. Leider ist der Highway
2, der die einzige Möglichkeit bietet, um nach
Osten in die Berge zu kommen, eine Rennstrecke;
nicht einmal der Stevens-Paß bietet in seinem
Ausbauzustand irgendwelche Attraktionen.
Ich zweige nach Norden ab, erkunde auf
Nebenstraßen den Wenatchee National Forest,
lande abends aber wieder am Highway 2 in
Leavenworth, der Nachahmung eines bayerischen
Ortes, wie man sich den in Amerika eben
vorstellt. Ein touristischer Albtraum, der aber
ob seiner Skurrilität schon wieder anziehend
wirkt. |
Blick auf den Mount Rainier |
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Der
nächste Tag ist im Hinblick auf die Straßen
wieder recht gemischt. Es geht noch ein paar
Meilen weiter auf dem Highway 2, dann nach Süden
auf dem Highway 97 bis nach Ellensburg.
Der Versuch, von dort aus auf einem
Nebensträßchen weiterzukommen, endet nach
wenigen Kilometern mit der festen Straßendecke.
Zum Glück gibt es noch den Highway 821 durch den
Yakima Canyon, den ich bei der Planung am
Vorabend seltsamerweise übersehen hatte. Dieser
Canyon ist eher ein sanftes Flußtal, kaum
Felsschroffen, aber trotzdem schön anzusehen und
zu durchfahren.
Hinter dem gleichnamigen Ort läßt der Highway
12, der vorerst nach Nordwesten führt, anfangs
Schlimmes erahnen. Aber die vier Spuren enden,
als nach Norden der Highway 410 abbiegt. Was
folgt, ist landschaftlich ein Genuß, und auf der
Straße ist so wenig los, dass man sich diesem
Genuß weitgehend ungestört hingeben kann. Es
ist eine Strecke zum Cruisen, gut ausgebaut, mit
einer Landschaft, die von lichtem Kiefernwald
allmählich zu dichterem Bewuchs übergeht und
später immer wieder neue Blicke auf die lokalen
Vulkanriesen ermöglicht.
Der Abstecher zum Mount Rainier auf einer kühn
angelegten Straße ist Pflicht. |
Der Durchschnittsverbrauch während
der Tour: 7,5 l/100 km |
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Am Mount St. Helens |
Das
Gegenstück ist am nächsten Tag der Besuch am
Mount St. Helens, der 1980 ausgebrochen ist.
Über Quadratmeilen hinweg bietet die Gegend dort
noch ein Bild der Verwüstung, und nur langsam
dringt vom Rand der Zone der Zerstörung neue
Vegetation wieder voran. In meinem Reiseführer
von 1995 sind die Forststraßen, die von Osten
her in die Nähe des Vulkans führen, zum Teil
noch als Schotterpisten gekennzeichnet.
Das hat sich im Zuge der touristischen
Erschließung dieses Nationalparks geändert:
glatter Asphalt und massig Kurven verheißen nun
jede Menge Fahrspaß, und es herrscht kaum
Verkehr. Aufpassen muß man dennoch: das Reh, das
auf einmal vor mir auf der Straße steht und
überlegt, wo es hingehen soll, bleibt nicht das
einzige.
Apropos Reiseführer: Zwei Bücher haben mir gute
Dienste geleistet. Das eine ist der National
Geographic Guide to America's Outdoors - Far
West, erschienen 2000, das einen guten Überblick
über die landschaftlichen Schönheiten der
Gegend und die Wege zu ihnen bietet, das andere
ist kein Reiseführer im engeren Sinne und auch
vom Format her etwas unhandlich: David M. Wyman,
Backroads of Northern California, Your Guide to
Northern California's Most Scenic Backroad Tours
(Stillwater, MN: Voyageur Press 2000). |
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Weiter
nach Süden geht es auf dem Highway 503, der
anfangs den Forststraßen in punkto Kurven nicht
nachsteht, sich aber in der Nähe von Vancouver
und Portland in eine vierspurige Schnellstraße
verwandelt. Von Portland aus könnte das Tal des
Columbia River interessant sein, aber leider
stört auch hier der Ausbauzustand der Straße
die Landschaftswahrnehmung. Erst als ich eine
Woche später im Zug auf der anderen Seite des
Flusses noch einmal vorbeikomme, sehe ich, was
mir bei der raschen Durchfahrt alles entgangen
ist.
Hinter dem Ort Hood River, einem Mekka der
Windsurfer, biege ich nach Süden ab, erst auf
dem Highway 35, der schöne Blicke auf den Mount
Hood bietet, sonst aber nicht viel, und dann auf
unscheinbaren Nebenstraßen als Ausweichroute.
Die verlangen häufiges Nachschauen auf der
Karte, ob der Kurs noch stimmt, aber dafür hat
man die Straße weitgehend für sich. Allerdings
sind die Möglichkeiten für solche Eskapaden
begrenzt, und bis zum nächsten großen Ort Bend
bin ich wieder auf Straßen angewiesen, die sich
meilenweit schnurgerade hinziehen. Gerät man in
Versuchung, den Tempomat einzuschalten, ist die
Streckenführung zweifellos suboptimal. |
Auf dem Cascade Lakes Highway |
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Bahnübergang in der Wildnis |
Der
Nadelwald weicht recht plötzlich einer
steppenähnlichen Landschaft, bis in der Nähe
von Bend die Vegetation wieder dichter wird. Ab
hier gilt der Cascade Lakes Highway als
reizvoller Umweg; er enttäuscht aber etwas, weil
der Wald, weitgehend eine Fichten-Monokultur,
gerade im ersten Teil nicht sehr ansehnlich ist.
Schön sind die Seen, die gelegentlich zwischen
den Bäumen aufblinken, interessant auch ein
großer Lavastrom. Dass diese Gegend mehr bietet,
wird mir auch hier erst in der folgenden Woche
klar, als sich etwas weiter westlich vom
Zugfenster aus spektakuläre Aussichten
eröffnen. Zwei Versuche, dem Highway 97 zu
entkommen, enden erneut im Staub nichtbefestigter
Straßen. Hinter Klamath Falls ist der Highway
139, der nun wieder nach Kalifornien
hineinführt, ein landschaftlicher, später auch
ein fahrerischer Genuß. Ich folge ihm bis nach
Susanville. |
Fahrer, seht die Signale! |
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Von hier an sind mit nur wenigen
Ausnahmen alle Straßen, über die ich in der Sierra
Nevada komme, empfehlenswert. Die Route: Highway 36 bis
Westwood, dann Highway 147 und 89 bis Quincy, ab hier
über eine nicht ausgeschilderte Straße, ein echter
Insidertip, nach Oroville. Ersatzweise kommt hier auch
der Highway 70 in Frage, aber für einen Miata dürfte
die unbekanntere Strecke die bessere sein. Sie bringt
alles, was man braucht: Ausblicke, Wald, Steigungen,
Kurven und gelegentlich einen angesichts der Bedeutung
dieser Verbindung erstaunlich guten Ausbauzustand. Andere
Teile wiederum sind nur knapp zweispurig, arg holprig,
und man muss pausenlos am Lenkrad kurbeln; selbst in den
wilderen Teilen Oberfrankens und der Pfalz habe ich
ähnliches bislang nicht kennengelernt.
Der Tip kommt von einer Internet-Seite für
Motorradfahrer, die auch einige andere Anregungen für
die Planung dieser Tour geliefert hat: http://www.pashnit.com/motoroads.htm. |
Wieder in Kalifornien:
Unterwegs nach Süden auf dem Highway 139 |
Östlich von Oroville erreiche ich
über diverse Sträßchen den Highway 49, der nur
zwischen Grass Valley und Auburn enttäuscht,
ansonsten aber eine sehr reizvolle Strecke ist.
Leider ist viel Betrieb.
In Placerville entschließe ich mich zu einem
weiteren Umweg: Statt der direkten Route nach
Sacramento, die mich in einer knappen Stunde
dorthin gebracht hatte, baue ich eine Schleife
über die Ausweichroute des Highway 50 (Mormon
Emigrant Trail) - absolut leer und ausgebaut wie
eine Bundesstraße -, den Highway 88 und dann
wieder über einige nicht numerierte
Nebenstraßen ein. Zurück im Tal geht es wieder
vorwiegend geradeaus, und bei 38°C bin ich für
die Klimaanlage dankbar. |
Nachts sind alle Miatas schwarz:
Motel in Susanville |
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Am letzten Tag:
Klappbrücke an einem Nebenfluß des Sacramento
River |
Da
ich zu wissen glaube, was mich in den
Einzugsgebieten amerikanischer Großstädte
erwartet, ist die letzte Etappe am nächsten
Morgen anfangs ein unerwarteter Genuß. Ich folge
dem Jefferson Boulevard (ehemals Highway 84), der
aus Sacramento hinaus nach Südwesten führt, und
biege, als er nach etwa zwanzig Meilen - immer
noch mit dem selben Namen! - endet, auf den
Highway 160 ein, der zum größten Teil auf
Deichen entlang des Sacramento River verläuft.
CDs hatte ich auf dieser Tour keine mit, habe sie
auch nicht vermißt, aber hier hätte ich gern
Sonny Landreth gehört: Levee Town. Auf der einen
Seite Obstplantagen und Weinstöcke, auf der
anderen der im Morgenlicht glitzernde Fluß, dazu
die nach der gestrigen Hitze erfrischend kühle
Morgenluft - ein schöner vorweggenommener
Abschluß einer Tour, die mich ab Antioch dann
notgedrungen über Autobahnen - bei kollektiver
Mißachtung der Geschwindigkeitsbegrenzung - nach
San Francisco bringt.
Mit großem Bedauern stelle ich nach drei Wochen
und rund 5000 Kilometern den staubbedeckten Miata
dem Vermieter wieder in die Garage.
BerndK
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