Alpes Maritimes
1.
Tag: Prinzip Hoffnung
Sonntag
Morgen, 10 Uhr. Draußen regnet es in Strömen. Das
lässt mich an meinem Unterfangen zweifeln, mit einem so kleinen
Auto eine so große Strecke hinter mich zu bringen. Der bange
Blick auf den Reisewetterbericht verspricht wenig Gutes:
Möglicherweise ein wenig Sonne im Süden Frankreichs. Fast
hätte ich das Angebot meiner Schwester angenommen, ihren Golf
für die Fahrt zu nehmen, denn darin hätte ich eine 4-tägige
Regenfahrt wesentlich angenehmer empfunden.
Aber ich beschließe, die Hoffnung nicht auf zu geben und stürze
meinen MX-5 in die Fluten.
Wundersamerweise
hört der Regen schon bald auf und bereits nach einigen
Kilometern kann ich das Dach öffnen. Langsam setzt
Urlaubsstimmung ein. An der Autobahntankstelle Berchem
in Luxemburg reihe ich mich in eine lange Schlange ein, um meinen
Tank mit dem für die nächsten Tage wohl billigsten Benzin zu
füllen.
Nach dem Passieren der französischen Grenze reißt dann der
Himmel auf und ein paar Sonnenstrahlen blinzeln hervor.
Je weiter ich auf der Autobahn 31 in den Süden vordringe, um so
besser wird das Wetter. Das Dach habe ich zwar zu, aber die
Heckscheibe ist offen.
Bei Km 368 lege ich eine Rast ein. Die Raststätte Brognon vor Dijon liegt im strahlenden Sonnenschein, eine Schülergruppe sonnt sich auf der Wiese und eine französische MX-5-Besatzung packt ihr Picknick aus.
Auf der Karte entdecke ich eine viel versprechende Route, die mich bald von der Autobahn hinunter und meinem Etappenziel Albertville näher bringen soll. Schnell noch ein paar Liter tanken und weiter gehts.
Ich öffne das Dach und nehme bei Dijon die A39, die ich bei Lons-le-Saunier wieder verlassen kann.
Hier schwenke
ich auf die Nationalstraße 78 ein, die an den Seen von Clairvaux
vorbei übers Haut Jura führt, einen überraschend
schönen Gebirgszug mit hellen Felswänden, an denen sich die
Straße in flüssigen Kurven entlangschlängelt.
Die Sonne hat sich zwar wieder hinter einer dichten Wolkendecke
versteckt, aber das Grau des Himmels passt zu den schroffen
Felsen am Weg. Längst habe ich wieder das typische
MX-5-Fahrer-Grinsen im Gesicht, als ich vor Morez auf
die N5 einbiege, die mich über den ersten Col
führt: den Col de la Savine - immerhin 993m über
dem Meer.
Auf der Strecke ist wenig Verkehr, so kann ich die weiteren Kurven zum Col de la Faucille (1320m ü.NN.) zügig nehmen. Kurz hinter der Passhöhe bietet sich dann ein eindrucksvolles Bild: Der Lac Lemain liegt tief unten im Tal in hellem Sonnenlicht. Kurz anhalten, den Anblick genießen, und dann die geschwungenen Serpentinen hinunter nach Gex.
Die Nadel meiner
Tankuhr im Auge strebe ich nun gen Genf, um in der
Schweiz vom günstigeren Benzinpreis zu profitieren.
Der Blick zum Himmel verheißt nicht Gutes, so verzichte ich auf
Experimente und nehme die Autobahn40/41 bis Annecy. Die
N508 am "Lac dAnnecy" entlang über Ugine
nach Albertville ist langweilig und verkehrsreich und
die Olympiastadt Albertville erreiche ich in strömendem
Regen.
Im Etap-Hotel versuche ich zum ersten mal eine Verständigung auf Französisch, was auch so leidlich funktioniert - erleichtert durch den Ausdruck mit der Buchungsnummer, den ich dem Portier unter die Nase halte. Die Frage nach Petit Déjeuner beantworte ich mit einem klaren Non und die erste Begegnung mit der Haute Cuisine habe ich im nahe gelegenen McDonalds.
Bilanz:
728Kilometer
Höhepunkt: Die Strecke von Lons nach Gex.