Alpes Maritimes


 

2. Tag: Sonnenbrille und Scheibenwischer

Der zweite Tag beginnt grau. Aber es regnet nicht mehr und die Straßen sind schon wieder abgetrocknet. Das ist gut, denn heute Auffahrt zum "Col du Glandon"Morgen will ich den ersten „richtigen“ Pass erklimmen. Also Dach auf und los!

Die heutige Etappe, so habe ich feststellen müssen, wird recht lang, so verzichte ich schweren Herzens auf den „Col de la Madeleine“ und fahre statt dessen über die A43 nach St.Etienne-de-Cuines. Der erste Pass im dichten Nebel
Hier beginnt die Auffahrt zum „Col du Glandon“ - eher eine Art Feldweg als ein Pass wie man sich ihn in Kenntnis der schweizerischen Pässe vorstellen würde. Die durchweg wellige Asphaltbahn windet sich zwischen Grasmatten, aus denen graue Steine ragen, in teils engen Kurven auf die 1951m hoch gelegene Passhöhe. Wegen der Holperstrecke und der Enge komme ich selten über den 2. Gang hinaus. Oben herrscht dichter Nebel und eisige Kälte.
Am "Col de la Croix de Fer"

Nach einer kurzen Abfahrt geht es gleich auf den nächsten Pass, den „Col de la Croix de Fer“. Der ist schnell überquert und die lange und eben so holprige Abfahrt beginnt.

In St.Jean-des-Mauriennes entere ich erst mal einen Supermarkt, um mich mit ein wenig Reiseproviant ein zu decken. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht’s weiter:
Ein paar Kilometer auf der N6, dann bittet in St.Michel-des-Mauriennes ein Schild zur Auffahrt auf den „Col du Galibier“. Ich bin nun nicht mehr so überrascht über die schlechte Straße und gebe einfach Gas.
Auf dem "Col de la Croix de Fer"
Durch Valloire geht’s den Berg hinauf in zügigerem Tempo, die Kurven des "Galibier" sind etwas weiter und es gibt schon richtige Serpentinen zwischen grauen Felsen, auf denen „Team-Telekom“- Graffitis an die Tour de France erinnern.

zwischen Briancon und GrenobleHier oben schalte ich wieder das Licht ein, denn die Sicht wird wegen des Nebels immer schlechter. Ein Schild „Col de Télegraphe“ taucht auf, an dem mir ein paar französische Soldaten leicht irritiert nachschauen. Nach zwei Abwärtskurven geht’s wieder hinauf und nach wenigen Kurven stockt mir der Atem: Schnee! Schneematsch und Nebel, das kann ja noch heiter werden. Zumal der weitere Weg nicht durch den vor mir auftauchenden, geschlossenen Tunnel sondern über ein kleines Sträßchen auf einen blanken Felsen führt.

Zum Glück ist dieses aber schneefrei und so bin ich bald in 2645m Höhe angelangt, dem höchsten Punkt meiner Tour. Laut meinem Reiseführer soll man von hier oben eine wunderbare Aussicht haben. Ich sehe nur eine weiße Wand und höre, wie sich holländische Touristen zurufen, es sei hier oben genau 1°C warm. Es kommt mir nicht so kalt vor...zwischen Briancon und Grenoble

Die Abfahrt vom "Galibier" ist recht kurz. Unten mündet die Straße auf die N91, der ich nun ich Richtung Grenoble folge. Wunderbarerweise wird das Wetter besser, so kann ich das Tempo forcieren und auf dieser gut ausgebauten Nationalstraße durch wunderschöne Landschaft mal so richtig Kurven heizen. Gelegentlich auftauchende Hindernisse in Form von P- und LKWs erhöhen den Reiz und so bin ich schnell in Bourg d’Oisans. Kurz dahinter zweigt eine milde Passstraße über den „Col d Ornon“ nach Valbonnais ab, die ich als Abkürzung zur N85, der „Route Napoléon“, nehme.Die "Route Napoleon"
Bis Gap geht es nun wieder zügig voran, die Strecke weist nur weite Kurven auf und das Schellfahren macht Spaß.

In Gap, Frankreichs Stadt mit den meisten Sonnenstunden, mache ich den Tank wieder voll - 40l haben für 560km gereicht - und mache mich auf den weiteren Weg nach Süden. Auf der N900B fahre ich in das Tal der "Ubaye", vorher passiert diese Straße in halber Talhöhe den „Lac de Serre-Poncon“ und bietet einen schönen Blick auf dessen gigantische Staumauer. Schlucht am "Col de la Cayolle"

In Barcelonnette wartet ein weiterer Höhepunkt auf mich: Die Straße zum „Col de la Cayolle“. Kurz hinter der Stadt führt diese durch die Schlucht des Flusses Bachelard. Hier wurde die Trasse den Felswänden regelrecht abgetrotzt. Am "Col de la Cayolle"Sie ist meist nur einspurig und mit vielen kleinen Brücken versehen. Man kommt nur langsam voran, aber das einfallende Sonnenlicht und die hohen, eng zusammen stehenden Felswände machen die Fahrt zum Erlebnis. Später weitet sich die Schlucht zum Tal und die Auffahrt zum 2326m hohen Pass schlängelt sich in schön zu fahrenden Kurven nach oben.

Den von der Passhöhe einmaligen Ausblick, der bis zu den letzten Erhebungen an der Mittelmeerküste reichen soll, kann ich wieder nur im Reiseführer bewundern, denn heute hat sich hier von Süden her ein Gewitter angestaut. Kaum habe ich zwischen zwei Felsen hindurch die Abfahrt begonnen, tanzen schon Graupelkörner auf der Motorhaube und dem Beifahrersitz. Nach wenigen Metern wandelt der Graupel sich zwar in Regen, der wird aber so stark dass ich das Dach schließen muss. Die Kurven hinab machen allerdings auch bei Regen noch Spaß. Zwischendurch fahre ich durch Felslandschaften, die durch die Nässe blauschwarz aus sehen und richtig unwirklich wirken.

In Guillaumes ist es wieder trocken. Ich zweige nun von der D2202 ab auf den „Col de Valberg“. Dieser Pass ist zwar gut ausgebaut, aber trotzdem recht langweilig. Ich will ihn nutzen, um über Beuil, St.Sauveur und St.Martin-Vésubie zum „Col de Turini“ zu kommen.

Aus dieser Pässetour wird aber nichts. Die 4 Esel, die in St.Bres auf der Straße stehen, wollten mich wohl schon warnen. In Beuil verkündet dann ein Schild sowohl die Unpassierbarkeit der Straße nach Roubion wegen eines Erdrutsches als auch die Sperrung der Schluchten von Cians, so dass ich wieder zurück nach Guillaumes muss. Während ich mich noch mit der Straßenkarte befasse erreicht der Regen auch dieses Städtchen. Ich mache das Dach also wieder zu und nehme den einzig verbleibenden Weg gen Süden durch die Schluchten von Daluis.immer weiter hinauf...

Das erweist sich allerdings als Glücksfall, denn diese Schlucht ist wirklich sehenswert. Der Straße schlängelt sich an den hohen Felswänden entlang und in regelmäßigen Abständen sind Tunnel in den Fels gehauen. Trotz des Regens wieder ein Vergnügen!

Am Ende des Tals mündet die Straße auf die N202, die von den „Alpes de Provence“ hinab nach Nizza führt.

In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und des Regenwetters, das mir nun folgt, verzichte ich auf den Schlenker über den „Col de Turini“ und strebe der Küste zu. Bald bin ich auf der Autobahn nach Cannes und finde auch recht schnell das Etap-Hotel in Mouans-Sartoux bei Cannes, in dem ich für die folgende Nacht ein Zimmer reserviert habe.

Weil es noch recht früh am Abend ist wandere ich noch etwas durch’s Städtchen, esse dort eine Kleinigkeit und mache mich dann im Hotel an die Streckenplanung für den nächsten Tag.

Bilanz: 628km
Höhepunkte: N91 Briancon - Grenoble, Col de la Cayolle, Gorges de Daluis

Markstein

 

Tourtipps Seite 1 - [2] - 3 - 4 - 5 nächste Seite

http://barbaratours.de